Der Schrei in der Nacht

Also, zuerst mal gleich zur Beruhigung, so dramatisch, wie der Titel vielleicht klingt, war die ganze Geschichte nicht.

Das Ganze spielte sich in Kärnten im Urlaub ab.

Ich schwärmte ja schon ein paar Mal von der schönen, nächtlichen Aussicht vom Wintergarten der Ferienwohnung aus auf die Lichter im Tal. Und vielleicht erwähnte ich ja auch, dass es in dem kleinen Dorf eigentlich keine Straßenbeleuchtung gibt. Nur die Kirche wird eine Weile beleuchtet und angeblich gibts dort auch eine Laterne. Aber ob die die ganze Nacht leuchtet…? Keine Ahnung.

Nun hatte ich die Idee, mir mal einen Überblick über das Ganze im Dunkeln von der Hauptstraße, die grade mal 70 – 80 m vom Haus entfernt ist, und bei der Einmündung der Nebenstraße kurz parallel läuft, anzuschauen. Von dieser Straße aus hat man nämlich auch eine tolle, unbehinderte Sicht hinunter ins Tal, befindet sich da doch auf der gegenüberliegenden Seite nur mehr eine recht steil abfallende, sehr große Weidefläche und erst weit an deren Ende, steht das nächste Bauernhaus schon tiefer unten. So konnte ich mir die Lichter im Tal ja dann mal direkt „aus der ersten Reihe“ anschauen.

Diesen Ausblick mag ich sowieso recht gerne, auch bei Tageslicht und ich habe ihn hie und da auch abends so um die Zeit des Sonnenuntergangs genossen. Ein paar Meter weiter Richtung „Ortskern“ steht sogar am Rande ein Bankerl. Nur habe ich fast das Gefühl, das haben sie extra für mich hingestellt, denn es sieht so aus, als ob da nie jemand, außer mir sitzen würde. Das hohe Gras rundherum ist nie niedergetreten und wenn, dann nur von mir. 🙂 Aber es ist nun mal so, wie es ist. Wenn man vermutlich wo lebt, dann ist man die schöne Aussicht und die Landschaft rundherum ja gewohnt und das ist keine Besonderheit mehr. 🙂 Außerdem können viele Leute dieses Dorfes den Ausblick  ja  direkt von ihren Wohnhäusern aus genießen.

  

    

Also, um zurück zum Thema zu kommen: eines Abends ging ich hinaus um mir das Ganze mal anzuschauen. Es muss so ca. zwischen 20 h und 21 h gewesen sein. Um diese Zeit war es da ja schon dunkel. Vielleicht war es bewölkt, jedoch sicher bin ich, dass der Mond nicht schien. Dadurch war es so richtig finster. Ein Umstand, der mir jedoch nicht neu war, ging doch meistens ich mit Kira hier, als auch hinten bei der Hütte noch zum Spätgassi raus.

Neugierig marschierte ich das kleine Zufahrtssträßchen hinunter. „Unser Haus“ lag erst ein paar Schritte rechts hinter mir und auf der gegenüberliegenden Seite der kleinen Straße stand das einzige Nachbarhaus ein paar Schritte unterhalb von mir auf der linken Seite, als ich auf einmal sowas wie einen Schlag auf der Schulter am Übergang zum Hals, spürte. Also nicht direkt ein Schlag, eher so als ob mir jemand etwas rüde, also nicht wirklich fest, aber doch ziemlich spürbar, mit der Hand auf die Schulter klopfen würde, aber ganz nahe beim Hals. Meine langen Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, dadurch spürte ich es auch so richtig „hautnah“. Ich bin so erschrocken, sodass ich laut aufschrie. Automatisch duckte ich mich seitlich nach vorne, in die Richtung schauend, von wo der „Schlag“ kam und genau in diesem Moment, wusste, bzw. ahnte ich, was der Verursacher war. Es muss ein Nachtfalter gewesen sein. Aber nicht einer von den leichten Flüglern, sondern so ein richtiger „Brummer“. Vielleicht sowas, wie dieser hier: Gitterspanner. Gesehen hab ich ihn zwar nicht wirklich, aber ich hörte noch sowas wie ein brummen oder surren, als er weiterflog. Mein Gott, wieso nennt sich auch sowas Nachtfalter, wenn er dann erst nichts im Dunkeln sieht und wo dagegen knallt!?

Wie gesagt, Sekundenbruchteile nach dem Schrecken erkannte ich ja, dass keine „Gefahr“ bestand, aber da war der Schrei schon passiert. Anschließend musste ich lachen, schon alleine wegen meiner Blödheit. Und irgendwie peinlich war es mir dann auch. Ich dachte, jetzt werden gleich die Leute von den beiden Häusern zu den Fenstern oder den Türen stürzen, um nachzusehen, was geschehen sei. So blieb ich noch eine Weile stehen, um erklären zu können, dass nichts passiert sei. In beiden Häusern waren die Leute noch munter. Bei uns mein Mann auf jeden Fall. Auch unsere Vermieter. In ihrem Wohnzimmer brannte Licht, das Fenster war offen und man hörte den Fernseher. Und im Nachbarhaus war das Licht ebenfalls noch an. So stand ich quasi zwischen den beiden Häusern und wartete. Ich wartete und wartete und nichts tat sich. Kein einziger der nachfragte und und auch keiner, der überhaupt nachschaute. Auch gut. So hatte ich mich wenigstens nicht blamiert.

Ich ging noch die paar Schritte hinunter zur Straße. Genau gegenüber steht ein Strommast am Straßenrand. Ein ganz einfacher, gerader Mast mit oben zwei kurzen Streben an der Seite, wo die Stromkabeln festgemacht sind. Nur, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Und obwohl es doch total dunkel war, zeichnete sich dieser noch vom sowieso schon dunklen Himmel ab. Es sah tatsächlich aus, als ob sich ein riesiges, schwarzes Kreuz vor mir aufbauen würde. Ich gestehe, das sah irgendwie gruselig und unheimlich aus. Ich musste auch erst mal überlegen, wo da nun auf einmal so ein riesiges Kreuz herkam, bis mir dann einfiel, dass ja an dieser Stelle ein Strommast steht. Ich ging dann zwar noch zum Straßenrand, schaute mir den Ausblick ins Tal an, hielt mich aber nicht mehr lange auf, stellte recht schnell fest, dass es schön aussah, blickte noch die Straße entlang Richtung Kirche, sah, dass es da oben tatsächlich eine Laterne gab, jedoch zu mehr Erkundungen war mir irgendwie die Lust vergangen. Ich ging zurück, drehte mich nochmal um – der Mast ragte noch immer wie ein riesiges schwarzes Kreuz in den Himmel – und beschloß die Talansicht nachts in Zukunft weiterhin vom Wintergarten aus zu betrachten. Außerdem stellte ich fest, dass es mir in der Nacht da vorne, eigentlich ja näher an der „Zivilisation“, fast unheimlicher vorkam, als hinten bei der Hütte, die alleine am Waldrand steht. 😉

Ach ja, mein Mann hatte tatsächlich nichts von meinem Schrei mitbekommen.

——————

Verwandte Artikel und Kategorien:
Kärnten – erste Woche – in der Ferienwohnung (2. – 9.9.12)
Tag 5 (8.9.2010) – Wanderung Karchau und „wenn das Licht ausgeht“

——————

 Zur Seitenübersicht

Über Gabi

Ich bin hundenarrisch, fotografierwütig, Weinviertel-Liebhaberin, bergbegeistert, USA- und Australien Fan und in der Malerei versuche ich mich auch. Mein Blog: https://baumdaemon.wordpress.com/
Dieser Beitrag wurde unter Der Schrei in der Nacht, Kärnten - im Gebiet der Saualpe (September 2012) abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Antworten zu Der Schrei in der Nacht

  1. Der Emil schreibt:

    Da ich ein Schisser bin, wär ich wohl gleich umgekehrt … 😉

    Like

    • Gabi schreibt:

      Das ist ja auch nichts Schlimmes. Warum sollte man auch bleiben, wenn man sich nicht mehr wohl fühlt.
      Im Grunde genommen bin ich ja auch sehr oft eine Schisserin. Aber da hab ich mir ja zuerst mal gedacht, es war ja nichts. Aber so richtig wohl gefühlt hab ich mich auch nicht mehr und dieser Mast, der ehrlich wie ein Kreuz aussah, weil er nun mal gerade im „richtigen“ Blickwinkel da stand, der hatte mir dann sowieso den Rest gegeben. Darum bin ich ja auch nur kurz gebleben und kehrte dann um.
      lg Gabi

      Like

  2. Pit schreibt:

    Hallo Gabi,
    passt so richtig zu Halloween, Deine Geschichte.
    Liebe Grüße, immer noch aus Deutschland.
    Pit
    P.S.: Und wie Du an meiner Wortmeldung hier siehst, ich bin noch nicht erfroren! 😉

    Like

    • Gabi schreibt:

      Ja stimmt, das hätte gut zu Halloween gepasst.
      Schon witzig, wie ein paar so eigenartige Sachen einen doch ziemlich durcheinander bringen können. 🙂
      lg Gabi

      Like

  3. SchmidtsWife schreibt:

    Ich hatte kurz Gaensehaut. Bis zur „Aufklaerung“ war es doch ein wenig gruselig.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar